Nachschau - Veranstaltung am 13.12.2010

Vortrag und Diskussion

zum Thema

Das Eurokorps

in Vorbereitung auf den ISAF-Einsatz 2012

Referent:

Generalleutnant Hans-Lothar Domröse
Kommandierender General Eurokorps

am Montag, 13. Dezember 2010, 19:30 Uhr
General-Fahnert-Kaserne
ehem. Heim der Soldatengemeinschaft
An der Trift 15, 76149 Karlsruhe

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Pressebericht

vom 28.12.2010
 

"Wir werden nie eine Bonner Republik aus Afghanistan machen"

Eurokorps-Chef Domröse dämpft Erwartungen an die politische Entwicklung am Hindukusch / Gemäßigte Taliban integrieren

von Dieter Klink

Der Kommandierende General des Eurokorps, Hans- Lothar Domröse, hat um Geduld mit der Entwicklung in Afghanistan geworben, "Vielleicht sind unsere Ansprüche zu hoch. Wir hatten die Vorstellung, in Afghanistan entwickele sich die Demokratie ruckzuck, doch wir haben vergessen: 30 Jahre Bürgerkrieg wirken lange Zeit nach", sagte der Generalleutnant bei einer Veranstaltung der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik in Karlsruhe.

In Afghanistan gebe es keine intellektuelle Elite, das Volk sei erschöpft, es funktioniere nichts mehr. "Das ist ein Volk der Analphabeten und ohne Kühlschrank", berichtete Domröse drastisch. Er war im Jahr 2008 Stabschef des ISAF-Hauptquartiers in Kabul und bereitet derzeit das Eurokorps in Straßburg auf den ISAF-Einsatz 2012 in Afghanistan vor.

Unter den gegebenen Umständen sei der afghanische Präsident Hamid Karsai derzeit noch die beste Wahl. "Karsai ist eine herausragende Persönlichkeit. Er bemüht sich um sein Land", nahm Domröse den Präsidenten in Schutz, dem vorgeworfen wird, die Präsidentenwahl 2009 massiv gefälscht zu haben. Domröse glaubt, dass die NATO ihren Einsatz in Afghanistan gewinnen wird. "Wenn wir dort scheitern, wird man uns in Afghanistan für Generationen nicht mehr trauen",  erläuterte der 58-jährige zweifache Vater. Ein Scheitern am Hindukusch bezeichnete er als eine "Option, die es nicht gibt". Man müsse den Weg schnell und entschlossen zu Ende gehen. Dazu gehöre auch, mit den gemäßigten Taliban zu reden, fordert er. Im Militärjargon nennt man diese: Taliban mit einem kleinen ,t' ("Taliban with a small "t").

Domröse dämpfte die Erwartungen an die Entwicklung in dem asiatischen Land: "Wir werden nie eine Bonner Republik aus Afghanistan machen." Was er aber für möglich hält, ist eine "relative Demokratie", die sich an fünf Punkten orientiere: Der Staat muss die Bevölkerung schützen können, es muss eine vernünftige Regierung geben, man hat die ethnischen Stämme zu berücksichtigen, die Wirtschaft muss sich gut entwickeln und der Terrorismus muss bekämpft werden.

Damit dies gelinge, müsse man mehr als bisher afghanische Sicherheitskräfte ausbilden. "Damit haben wir erst 2001 begonnen, das war viel zu spät", bemängelte der Generalleutnant. Zudem sei es schwer, in Deutschland auf freiwilliger Basis genug Polizisten zu finden, die sich zu diesem Ausbildungsdienst bereiterklärten.  Domröse räumte ein, dass die Sicherheitslage in Afghanistan seit 2005 schlechter geworden sei. "Wir haben nicht erreicht, was wir erreichen wollen", sagte er. Zwar gebe es begrenzte Erfolge, diese seien aber nicht flächendeckend.

 

Weiterführender Link:

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