
Vortragsabend
zum Thema
          
Referent:
General Richard Roßmanith
Kommandeur Multinationales Kommando
Operative Führung, Ulm
am Mittwoch, 26. Februar 2014, 19.00 Uhr
Peutinger-Gymnasium
Peutingerstraße 16, 73479 Ellwangen
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Pressebericht
          
vom 28.02.2014
          
Generalleutnant Richard Roßmanith spricht über Sicherheit und Verteidigungspolitik in Europa
Über den Wandel der außenpolitischen Interessenslagen und Kräfteverhältnisses sowie die daraus resultierenden Schlüsse für die europäische Verteidigungs- und Sicherheitspolitik referierte General Richard Roßmanith im Ellwanger Peutinger-Gymnasium.
Von Benjamin Leidenberger
Ellwangen. 60 Interessierte, darunter auch einige der letzten in Ellwangen verbliebenen Soldaten, begrüßte Schulleiter Dr. Hermann Rieger im Musiksaal des Peutinger-Gymnasiums zu dem mit dem Verband der Reservisten und der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik (GfW) organisierten Vortrag.
          Rieger stellte Roßmaniths Werdegang in der Bundeswehr vor. Der heutige 
          Kommandeur des multinationalen Kommandos in Ulm war unter anderem in 
          Führungsfunktionen eineinhalb Jahre im Afghanistan-Einsatz sowie zuvor 
          mit der KFOR im Kosovo und der SFOR in Bosnien-Herzegowina.
          Am Beispiel Ukraine und der aktuellen Aktivierung der russischen 
          Streitkräfte in diesem Zusammenhang, erläuterte Roßmanith sich 
          verändernde Kraftverhältnisse der politischen Akteure: Die USA seien 
          auf einem Rückzugskurs aus Europa und intensivierten stattdessen ihre 
          außenpolitischen Aktivitäten im asiatischen Raum. Zugleich versuchten 
          Akteure wie Russland oder Saudi-Arabien „auf Augenhöhe aufzutreten“.
Militärisch nehme die Bedeutung der EU ab. Es fehle eine „Vision Europa“ für die Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Dabei habe die EU sich das militärische Planziel gesteckt, alle Fähigkeiten aufzubringen, um mit gemeinsamen Kräften das gesamte Spektrum möglicher Aufgaben abzudecken: Von der schnellen Eingreiftruppe mit 50 000 Soldaten bis zu sogenannten „EU-Battlegroups“, Truppenverbänden mit 1500 Soldaten, die in einem Radius bis 6000 Kilometer um Brüssel binnen Tagen zur raschen Krisenreaktion zur Verfügung stünden. Diese Kräfte bestehen bereits, sie würden nur bisher wenig eingesetzt, schilderte Roßmanith.
Dennoch laufen aktuell weltweit bereits 20 EU-geführte Operationen, ob zivil, polizeilich oder militärisch – exemplarisch die Piratenbekämpfung am Horn von Afrika, oder Polizeimissionen in Afghanistan und Kongo. Auch die jüngsten Äußerungen von Außenminister Frank-Walter Steinmeier, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Kanzlerin Angela Merkel, deuteten auf eine aktivere Außenpolitik und die Reduzierung der Kultur der militärischen Zurückhaltung. Militär-infrastrukturell gelte es, die bestehende Schere zwischen Zielen und Möglichkeiten abzubauen. Roßmanith forderte eine „gemeinsame Verteidigungs- und Sicherheitspolitik von morgen“ zu entwickeln, passend zu seiner „Vision der Vereinigten Staaten von Europa“.
Den alarmierenden Schluss fand Roßmanith dann in einer an seinen Vortrag anschließenden Fragerunde: 100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges erinnere ihn die heutige Situation an 1914. „Keiner wollte den Krieg, aber er kam trotzdem. Manche Konstellationen erkenne ich durchaus wieder.“ Eine Vielzahl politischer Akteure und eine Großmacht auf dem Rückzug – wie damals Österreich-Ungarn.“
 
    
 
    
    
   




