Nachschau - Veranstaltung vom 18.01.2007

„Islam und Islamismus” - Der Islam und westliche politische und gesellschaftliche Werte und Normen im Widerspruch 

Die Rolle der Religionen für Politik und Gesellschaft - Die Weltreligion Islam - Geschichtliche Entwicklung, Quellen des Glaubens - Der Koran, die Sunna, die Schia - Richtungen und Gemeinschaften - Politische Ideen und Traditionen im islamischen Kulturkreis. Sind Islam und Demokratie vereinbar?

Wintervortragsreihe des Transporthubschrauberregiment 30 in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik Sektion Taubertal. Trotz widriger Wetterumstände konnten die Veranstalter zahlreiche Gäste im Offizierheim der Hermann-Köhl-Kaserne, an deren Spitze den Bürgermeister von Niederstetten Rüdiger Zibold, zu einem aktuellen Thema „Islam und Islamismus” begrüßen. Der Regimentskommandeur Oberstleutnant Werner Hellinger und der Sektionsleiter OTL a.D. Wolfgang Krayer freuten sich über den vollen Saal und der Kommandeur sprach nach der Begrüßung einzelner Gäste dem Referenten Oberst a.D. Nikolaus Schmeja aus Tübingen seinen Dank für die Bereitschaft zum Vortrag aus. Oberst Schmeja ist Referent bei verschiedenen Institutionen und war zuletzt Kommandeur des Verteidigungsbezirkskommandos 54 in Tübingen.

Bürgermeister Rüdiger Zibold,

Kdr OTL Werner Hellinger,

Referent O a.D. Nikolaus Schmeja

und Sektionsleiter OTL a.D. Wolfgang Krayer (v.l.n.r.)

Nach kurzen einleitenden Worten von OTL Hellinger übergab dieser dem Referenten das Wort. Herr Schmeja verwies sofort auf das Top-Thema des Tages in den Medien: „Richterin beruft sich in ihrem Urteil auf den Koran”, der Islamismus habe scheinbar auch die Rechtsprechung eingeholt. Trotz der Tatsache, dass Christentum und Islam viele Gemeinsamkeiten haben, hat in Deutschland der Koran in einem Urteil nichts zu suchen.

Beide Religionen glauben an einen Gott, den Schöpfer aller Dinge, den rechten Weg, der verkündet wurde und die am Jüngsten Tag von jedem für sein Tun geforderte Rechenschaft sowie an die geistliche Dimension und die ethischen Anlagen des Menschen. Daneben gäbe es deutliche theologische Unterschiede, aber vor allem verschiedene Wertvorstellungen und Normen, die auf jeweils andersartige historische und kulturelle Entwicklungen und Einflüsse zurückzuführen sind. Der Islam beziehe seine Autorität und Lehren aus dem im Koran niedergelegten Offenbarung Gottes, sowie aus dem vorbildlichen Leben und den Erklärungen des Propheten Mohammed. Weiter unterstrich Schmeja, der Islam bilde weder eine Kirche aus, noch kennt sie einen Priesterstand, so komme den Auslegungen besondere Bedeutung zu.

Die Fundamentalisten wollen die wortgetreue Umsetzung, die Traditionalisten die Orientierung am Althergebrachten und die Reformer und Säkularisten die Anpassung der Gebote an die veränderten Glaubensverständnisse. Alle Richtungen lehnen jedoch die Demokratie ab, die die Lehre der Ungläubigen ist, sie akzeptieren auch die Menschenrechte nur insoweit, wie sie mit der Scharia übereinstimmen.

Sehr deutlich beleuchtete der Referent die Widersprüche und Konfliktfelder. Diese sind u.a. die Universalität und Totalität des Islam gegenüber bei uns Pluralismus und Trennung von Politik, Recht und Religion, dies betrifft auch die Religionsfreiheit. Islamische Kollektivvorstellungen gegen Individualität, Scharia gegen Menschenrechte, Rechtsleitung gegen Gewissensfreiheit sowie Rechte und Stellung der Frau in der Gesellschaft und Politik. Diese Konfliktfelder fordern den Dialog und die Reformbereitschaft innerhalb der Kulturkreise der islamischen und der westlichen Welt. Nur eine säkulare Ordnung als kulturübergreifende Konvention hat nach Ansicht von Schmeja die Chance auf Verbindlichkeit und damit die Möglichkeit einer gemeinsamen Basis. Kern müssen dabei die unverfälschten Menschenrechte bleiben, die sich aus der besonderen Würde des Menschen ableite.

Diese vorgestellten Thesen leiteten über zu einer angeregten Diskussion, in der insbesondere auf die Gewaltbereitschaft von radikalen Islamisten eingegangen wurde. Mit einem gemütlichen Teil endete ein interessanter Abend bei anregenden Gesprächen.

 

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